Nadja Schüller-Ost

Videre: erblicke - erkenne - erfasse

Videre – das sind 4 Porträtserien und ein Thema:

erblicke – erkenne – erfasse

Warum betrachten wir uns und andere unaufhörlich? Schauen in den Spiegel, machen Fotos, malen Bilder? Was fasziniert uns daran so sehr? Am Blick der anderen auf uns, am eigenen Blick auf andere? Und was passiert, wenn unsere Blicke sich treffen?

 

Ausstellungsflyer: "Unsere Farbe läuft nach oben"

Die erste der vier Serien von „Videre“ stellte ich bereits in meinem Blogartikel über die Ausstellung „Unsere Farbe läuft nach oben“ vor. Dort habe ich ausführlich über die Serie „Stolz“ berichtet, da sie einen zentralen Teil meiner Präsentation ausmachte. Nun möchte ich dich gerne mit den verbleibenden drei Serien von „Videre“ bekannt machen: „Portrait im Quadrat“, „Affenhaus“ und „Demut“ sind ebenfalls bedeutende Bestandteile von „Videre“.

Videre – 4 Porträtserien und ein Thema

Komplettvideo zur Serie „Videre“

Das zentrale Thema der Serie „Videre“ ist das Porträt. Das Porträt hat eine lange und vielfältige Geschichte in der Kunst, die sich ständig weiterentwickelt und die Vielfalt der menschlichen Erfahrungen widerspiegelt. In der zeitgenössischen Kunst wird das Porträt verwendet, um die Persönlichkeit, Identität und Geschichte einer Person darzustellen.

Als Mittel zur kritischen Reflexion und gleichzeitig neugierigem Sehen und Gesehen werden habe ich dieses künstlerische Sujet gewählt, um die Faszination der Betrachtung, der Blicke auf uns selbst und auf andere zu zeigen.

Hinschauen, Erblicken, Erkennen, Erfassen und Verstehen sind zentrale Punkte in unserem Leben.

Durch das Sehen können wir oft uns selbst und die Außenwelt miteinander verbinden – und das ist der Kern unseres Seins, zumindest, wenn alles gut geht: das Miteinander. Miteinander in einer Gesellschaft zu leben, egal in welcher, ist für jedes Individuum eine große Herausforderung, und so ist der ständig wiederholte Blick nach Innen und Außen wie eine Art Geländer, an dem wir uns entlangtasten, um möglichst unfallfrei im menschlichen Verkehr zu fließen.

Porträt im Quadrat

Vinc und ich

Das quadratische Format ist das verbindende Element der 12-teiligen Serie „Porträt im Quadrat“ . In ihr haben Kunstzitate, Satire, der Tod und das Leben Platz gefunden. Farbenprächtig und luftig kommt es daher, und wie an einer Perlenkette hängen die Arbeiten trotz ihrer losen Struktur mit- und untereinander zusammen.

Bei mir gibt es oft Themen, die parallel durch meinen Kopf sausen und dann suche ich eine Klammer für diese Themen, um jeden Gedanken dazu zu einem Bild formulieren zu können.

So habe ich das auch bei „Porträt im Quadrat“ gemacht, die Klammer war das quadratische Format, es verknüpft die verschiedenen Elemente dieser Serie. Wie Perlen an einer Kette sind die Arbeiten trotz ihrer scheinbar lockeren Struktur miteinander verknüpft.

Affenhaus

Auszug Affenhaus

Im Affenhaus sitzen sie und schauen raus und wir hinein. Blicke wechseln den Betrachter. Es wird geraunt, man ist erstaunt. So stehen sie sich gegenüber, wer ist Zukunft und wer vorüber?

In dieser Bildserie „Affenhaus“ ziehe ich erstaunliche Parallelen zwischen denen sich so nahen Arten Homo sapiens und den Hominiden. Ein empfindsamer Blick in den Spiegel, wie durch ein Tor. Er berührt mich.

Wenn ich sie betrachte, diese Hominiden, und sorgsam studiere, sehe ich den Menschen und umgekehrt, diese Ähnlichkeit, diese Wurzeln fesseln mich, ich sehe sie an und fühle sofort mit ihnen. Mitgefühl für Lebewesen, die uns so nah sind und trotzdem egal? In meiner künstlerischen Arbeit geht es auch immer wieder um die komplexe Dynamik von Opfer-Täter-Konstellation und deren Auswirkungen.

Verletzlichkeit ist Schande, Opfer zu sein ist Schande, obszön, wir faseln über Täter und wetzen uns die Mäuler über die, die ihr Leid irgendwie tragen müssen, glauben ihnen nur widerwillig und sind eigentlich letztlich genervt. Nun, wir teilen uns diese Welt, nutzen alles, was uns am Leben erhält, es verschönert, besser macht. Einen kurzen Moment also für diejenigen, die das auf verschiedenste Weise bezahlen. Eine Art Respekt vielleicht für die Affen dieser Welt. Das war mein Antrieb.

Demut

Auszug Demut

Meine Demut ist meine Würde und mein ganzer Stolz. Und mein Stolz ist meine Plage.
Meine Plage mein Kreuz, meine Last, mein Laster.

Demut ist Würde, Stolz ist Last. Die beiden Serien „Stolz“ und „Demut“ gehören natürlich zusammen, stehen sich gegenüber wie Zwillinge, zwei Hälften einer Frucht.
Sollten wir stolz oder demütig sein, oder beides, beides zugleich?

Ist Demut Hochmut, wenn es eine Last, ein Laster ist? Ach, Stolz und Demut, meine Plage!

Fazit

„Videre“ war auch ein Experiment. Mehrere Themenschwerpunkte zu einer mehrsträngigen Serie zusammenzufassen und mit einem Konzept zu versehen, hat mich herausgefordert und mir großen Spaß gemacht. Und es war auch der Auftakt für mich, meinen kreativen Output besser zu bündeln und zu kanalisieren.

Ausblick

Foto by Philine Bach/ 2022

Im kommenden Blogartikel widme ich mich meinem Lieblingsthema, der Rebellion. Und so habe ich aus lauter Leidenschaft ein Rebellionsmanifest geschmiedet. Coming soon!

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